Kranzniederlegung zum 75. Jahrestag des Endes des Zweiten Weltkriegs
Worte des Oberbürgermeisters Jürgen Herzing zur Kranzniederlegung zum 75. Jahrestag des Endes des Zweiten Weltkriegs am Samstag, 9. Mai 2020, um 11.00 Uhr im Schlosshof, Aschaffenburg
60 Millionen Tote an den Fronten, in den Städten und Dörfern quer durch Europa, geschätzt 6 Millionen aufgrund von Rassismus ermordete Juden, Sinti und Roma in eigens dafür erbauten Todesfabriken, Tausende ermordete echte oder vermeintliche politische Gegner und Gefangene, Verwüstung ganzer Landstriche, Millionen Geflohener und Vertriebener – das ist die grauenhafte Bilanz, die mit dem Ende des Zweiten Weltkriegs zu ziehen ist.
Wir kennen diese Bilanz, und diese Bilanz lässt nur den einen moralischen Appell zu: Frieden schaffen und Gewaltverzicht.
Der heutige Tag mahnt uns über diesen Appell hinaus aber auch, immer wieder ein Bewusstsein für das Geschehene zu entwickeln. Mit dem Tod der letzten Zeitzeugen und mit dem historischen Abstand müssen wir uns immer wieder neu besinnen, wie wir unsere Erinnerungs- und Gedenkkultur am Leben erhalten.
Aufklärung über die Vergangenheit und ihr Gedenken darf sich nicht auf symbolhafte Gesten beschränken. Die Basis muss kritisch erforschtes, historisch gesichertes Wissen sein.
Nur so können wir den Gegnern der Demokratie entgegentreten.
Unser Mahnmal erinnert bewusst nicht nur an eine Opfergruppe. Zu den Soldaten und Zivilopfern ist das Gedenken derer hinzugekommen, die als Deserteure oder Hochverräter in den letzten Wochen des Krieges hingerichtet wurden. Wir können das, weil viele unterschiedliche Gruppen in der Stadt historisch fundiert recherchiert haben und wir deshalb um die historischen Zusammenhänge wissen.
Dass dies auch der künftige Weg sein muss – nicht zuletzt dazu mahnen uns diese Gedenktafeln.