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Erinnerungsorte

Auf diesen Seiten bekommen Sie einen Überblick zu den Orten, die mit Aschaffenburger Juden in Verbindung zu bringen sind.

Einerseits sind es die Stätten in Aschaffenburg, andererseits jene in Osteuropa, an denen viele ermordet wurden. Letztere besuchten die Autoren, Informationen zu Fort IX in Kowno im Holocaustmuseum in Wilna.

Orte in Würzburg wurden für viele Aschaffenburger eine erste Zwischenstation ihres Deportationsschicksals. Die größte Deportation begann am 23.4.1942 mit dem Abtransport von Aschaffenburg. Heute erinnert daran eine Gedenktafel am Gebäude des Regionalen Omnibusbahnhofs Aschaffenburg, vormals Güterbahnhof. Die Menschen dieser Deportation wurden am 25.4.1942 mit vielen weiteren unterfränkischen Juden von Würzburg ab weiter transportiert und kamen am 28.4. in Krasnystaw an. Die Würzburger Orte sind nicht eigens aufgeführt, stattdessen verweist ein entsprechender Link auf ihre Seite.

Wenige noch in Aschaffenburg Verbliebene, meist ältere Menschen, wurden von Aschaffenburg über Würzburg am 9. September 1942 nach Theresienstadt gebracht. Viele von ihnen wurden schließlich von da nach Auschwitz zur Ermordung weitertransportiert.

Gedenkorte in Aschaffenburg

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Taharahaus

Der Begriff “Tahara” bezeichnet “rituelle Reinheit”, die auch bei der Waschung der Verstorbenen eine zentrale Rolle spielt.

Nachdem der jüdische Altstadtfriedhof bereits angelegt war, kam das Tahara-Haus am Kirchhofweg erst später hinzu. Planungen begannen 1899, drei Jahre danach konnte es seiner Bestimmung übergeben werden. Von 1933 an gab es keine Reparatur- und Unterhaltsarbeiten mehr.

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Jüdisches Museum

Das heutige “Museum für Jüdische Geschichte und Kultur” der Stadt Aschaffenburg ging aus dem “Dokumentationszentrum Haus Wolfsthalplatz” hervor. Es befindet sich im ehemaligen Rabbinerhaus, das 1899 in der heutigen Form im Anschluss an den Synagogenbau von 1891/93 errichtet wurde. Seit 1979 gab es in der Folge eines Besuchs ehemaliger jüdischer Bürger aus Aschaffenburg erste Initiativen zu einer Ausstellung zur jüdischen Geschichte der Stadt, mit Schwerpunkt der Verfolgungszeit und des Holocaust, sowie nach 1945.

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Wolfsthalplatz

Ihn gibt es in der heutigen Form seit 1984. Sein Name erinnert an den Bankier und Wohltäter der Stadt Otto Wolfsthal, der sich im September 1942 der drohenden Deportation nach Theresienstadt entzog. Dieser Platz bildet das Zentrum des Gedenkens an das jüdische Leben und seine Zerstörung: Hier stand die 1893 erbaute Synagoge. Sie wurde in den frühen Morgenstunden des 10. September 1938 durch Brandanschlag zerstört, ihre Ruine im folgenden Januar abgetragen.

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Gedenkstele Synagoge Aschaffenburg
Gedenkstele für die Synagoge Aschaffenburg (Foto: Pechtl)

Synagoge Aschaffenburg

Die Synagoge von 1893 beherrschte das Bild der Treibgasse an der Einmündung der Entengasse. Sie war in “maurischem Stil” erbaut, der mit rot-weißer Sandsteinverkleidung und den ursprünglichen Zwiebeltürmen einen auffallenden und fremdartigen Eindruck hervorrief – ein Effekt, den die selbstbewusst gewordene Judenschaft zur Bauzeit nicht zu scheuen hatte. In den Jahren zuvor wählte die Synagogenbaukunst romanisierende oder gotisierende Elemente, um die Gleichheit mit den christlichen Religionsgemeinschaften, die Verbundenheit mit den Wurzeln der deutschen Nation und mit dem Zeitgeschmack zu beweisen.

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Stolpersteine

1992 startete der Künstler Gunter Demnik sein Projekt “Stolpersteine”. Pflastersteine tragen eine Messingkappe, auf die Namen mit Geburts- und Deportationsdaten sowie den Deportationsorten eingeprägt sind. Sie sollen vor den ehemaligen Wohnungen jüdischer Bürger an Bewohner erinnern. Insgesamt werden die in vielen europäischen Staaten verlegten Steine mit 75000 angegeben. In Aschaffenburg begann das Projekt im Jahr 2008. Informationen hierzu: www.aschaffenburg-stolpersteine.de

 

Brunnenskulptur Zeitwagen Aschaffenburg
Brunnenskulptur Zeitwagen (Foto: Pechtl)

Zeitwagen

Die letzte Phase der Gestaltung rund um den Wolfsthalplatz war im Juni 1992 mit der Einweihung der Brunnenskulptur “Zeitwagen” des Künstlers Rainer Stoltz auf der Fläche vor der Stirnseite des Museumsgebäudes abgeschlossen. Das Werk, auch als “Finaler Adam” bezeichnet, thematisiert Individuum und Menschheit, ruhig und rasend, Vergangenheit und Zukunft, Henker und Opfer gleichermaßen: Auf einem Wagen treiben Adam und Eva im Fluss der Zeit.

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Friedhof am Erbig Aschaffenburg
Friedhof am Erbig (Foto: Lippert)

Friedhof am Erbig

Etwa fünf Kilometer südlich der Stadt auf einem Höhensattel der Anhöhe Erbig gelegen diente er als Distriktfriedhof. Der Ursprung liegt im Dunkeln, er wird erst im 18. Jahrhundert erwähnt. Verbürgt ist nur, dass die Aschaffenburger Juden eine Zeit lang keine Möglichkeit zum örtlichen Begräbnis hatten und sich nach Frankfurt wenden mussten: zumindest ab 1417 und bis 1570. Die Anlage am Erbig erlebte vom 18. Jahrhundert bis in die Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg immer wieder Schändungen.

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Jüdischer Altstadtfriedhof Aschaffenburg
Jüdischer Altstadtfriedhof (Foto: Pechtl)

Jüdischer Altstadtfriedhof

Er grenzt an den allgemeinen “Altstadtfriedhof”, der Anfang des 19. Jahrhunderts die “Kirchhöfe” und “Beinhäuser” um die Pfarrkirchen der Stadt abgelöst hatte. Solche Bestattungsorte wurden in jener Zeit als gesundheitsschädlich betrachtet. Der gut 1700 Quadratmeter große jüdische Teil des Altstadtfriedhofes wurde nach fünfjähriger Bemühung 1890 vom Bezirksrabbiner Simon Bamberger eröffnet. Seither war er der der Begräbnisort der Juden der Stadt Aschaffenburg.

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Gedenkort Bergfried im Schloss Aschaffenburg (Foto: Pechtl)
Gedenkort Bergfried im Schloss Aschaffenburg (Foto: Pechtl)

Bergfried, Schloss Johannisburg

Ein Ergebnis der Forschungen von Frau Elisabeth Kohlhaas zum „Kriegsendeterror“ (siehe „Forschung und Wissen“) ist die Gedenktafel für Opfer dieses Terrors in und aus Aschaffenburg. – Die zuständigen Gremien beschlossen einstimmig, dieser Opfergruppe an jener Stelle zu gedenken, an der bereits der Gefallenen der Weltkriege gedacht wird.

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Gedenkort Bergfried im Schloss Aschaffenburg (Foto: Pechtl)
Gedenkort Bergfried im Schloss Aschaffenburg (Foto: Pechtl)

Gedenkorte in Würzburg

Abbildung eines Modells vom zentralen Deportationsdenkmal vor dem Würzburger Hauptbahnhof
Abbildung eines Modells vom zentralen Deportationsdenkmal vor dem Würzburger Hauptbahnhof

DenkOrt Deportationen

Würzburg hat eine traurige Bedeutung für die ganze Region: Von hier wurde ein großer Teil der aus Unterfranken deportierten Jüdinnen und Juden zwischen 1941 und 1944 abtransportiert. Zwei Bahnhöfe waren die Orte, an denen die Menschen ihre Heimat verlassen mussten, der ehemalige kleine Güterbahnhof an der Aumühle, der sog. Aumühl-Ladehof, und der Hauptbahnhof. In Osteuropa wurden sie ermordet – nur weil sie jüdisch waren.

An diese jüdischen Bürgerinnen und Bürger erinnert seit 17. Juni 2020 die unterfränkische Gedenkstätte “DenkOrt Deportationen 1941-1944” vor dem Hauptbahnhof.

(Text unter Verwendung von / sowie weitere Informationen unter: https://denkort-deportationen.de)

Gedenkorte in Polen

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Vernichtungslager Bełżec

Nach der Okkupation Polens entstanden Gettos und Lager, in die Teile der jüdischen Bevölkerung deportiert wurden. 1941 begann der Bau des Lagers Bełżec (sprich: „Be(j)usches“), das im Gegensatz zu den ersten Morden in Gaswagen über eine eingebaute Gaskammer verfügte. „Dieses Lager in Bełżec war das erste von drei Vernichtungslagern der „Aktion Reinhard“. Sie wurden in abgelegenen Gebieten errichtet und verfügten über Gleisanschlüsse, so dass eine große Anzahl Menschen ohne größeres Aufsehen dorthin gebracht und getötet werden konnte …“

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Durchgangslager Izbica

In Izbica (sprich: “Isbiza”) wurde 2007 unter Teilnahme von Mitgliedern des Förderkreises als Vertreter Aschaffenburgs von einer Delegation aus Unterfranken ein Gedenkstein zu Ehren der Opfer des Holocaust aus dem seinerzeitigen “Gau Mainfranken” errichtet. Der Ort stand über Jahre in vielen Quellen als Zielort der Deportationen im Mai 1942. Im Gebiet Lublin gelegen, war er eines der wenigen polnischen Städtchen, in denen eine beinahe 100-prozentige jüdische Bevölkerung lebte, und es deswegen keine Kirche gab. Im Zuge des Massenmords wurde Izbica zu einem Durchgangsghetto, von welchem aus die Menschen in die nahegelegenen Vernichtungslager Sobibor und Bełżec (sprich “Be(j)usches”) transportiert wurden.

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Durchgangslager Krasniczyn

Das heute 450 Einwohner zählende Krasniczyn (sprich: Krasnitschyn) war einer der zahlreichen Orte im Kreis Lublin, in denen die deutsche Verwaltung kleine Ghettos einrichtete, die zum Teil als kurzzeitige Durchgangslager auf dem Weg in die Vernichtungslager Sobibor, Treblinka und Bełżec (sprich „Be(j)usches“) dienten. Das größte war die Stadt Izbica (sprich „Isbiza“). Krasniczyn wurde im April 1941 errichtet und am 6. Juni 1942 geschlossen. Das Lager war offensichtlich in einer aufgegebenen Fabrik am Ortseingang angelegt.

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Vernichtungslager Sobibór

Das weitläufig angelegte Sobibór (sprich: Sobibor) – heute 430 Einwohner – war neben Bełżec (sprich: „Be(j)usches“) und Treblinka eines der drei Vernichtungslager im Distrikt Lublin. Die Opfer hatten ihre Kleidung abzulegen und durch einen mit Grün abgeschirmten offenen Gang in die Gaskammern zu laufen. Eine 1200 Quadratmeter große Grube nahm die Leichen auf. Gefangene mussten sie wie in Bełżec ab Sommer 1942 ausgraben und verbrennen.

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Gedenkorte Riga und Kowno

Teilansicht Gedenkstätte im Wald von Bikernieki, Riga, eröffnet November 2001; Foto: Pechtl
Teilansicht Gedenkstätte im Wald von Bikernieki, Riga, eröffnet November 2001; Foto: Pechtl

Ab Mitte November 1941 wurden Juden aus dem Reich nach Riga transportiert. Es ist anzunehmen, dass auch Juden aus Aschaffenburg, die in andere Städte gezogen waren, darunter waren. Im gesamten Baltikum wurde nach dem Überfall der Wehrmacht auf die Sowjetunion im Sommer 1941 die jüdische Bevölkerung von Anfang an mit großer Brutalität verfolgt und ermordet. In Riga wurde ein Ghetto und in der Nähe die Konzentrationslager Kaiserwald und Jungfernhof errichtet, in die jene mussten, die zur Zwangsarbeit bestimmt wurden. Nach Jungfernhof wurden Ende November 1941 Juden aus Franken gebracht.

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Ausschnitt aus Informationstafeln im Holocaust-Gedenkmuseum Riga (rechts: zur Massenerschießung aufgereihte Juden; links: Schneise im Wald von Bikenieki mit Transportgleisen); Foto: Pechtl
Ausschnitt aus Informationstafeln im Holocaust-Gedenkmuseum Riga (rechts: zur Massenerschießung aufgereihte Juden; links: Schneise im Wald von Bikenieki mit Transportgleisen); Foto: Pechtl

Kowno „Fort IX“ war ein Massenermordungsort in Litauen. Unmittelbar vor dem Ersten Weltkrieg als Befestigungsanlage fertiggestellt, diente das Fort danach als Gefängnis und später als Ort der Massenerschießung.

Zwischen dem 25. und dem 29. November 1941 wurden Juden aus Berlin, Frankfurt, Breslau, Wien und München im Fort erschossen, darunter einige, die mit Aschaffenburg in Verbindung zu bringen sind.

Anm: Pechtl, u.a. unter Bearbeitung von
https://de.wikipedia.org/wiki/IX_fortas

Gedenkort Theresienstadt

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Theresienstadt, tschechisch Terezín ist eine im 18. Jahrhundert als Festung errichtete Stadt in Nordböhmen, die nach Kaiserin Maria Theresia benannt wurde. Sie hat heute ca. 3000 Einwohner.

Die ehemalige Garnisonsstadt wurde durch ihr Gestapogefängnis und ihre Funktion als Ghetto und Durchgangslager der Nationalsozialisten bekannt. Nach Kriegsende diente es als Internierungs- und Abschiebelager für deutsche Einwohner der Tschechoslowakei. Ab 1946 kehrten wieder tschechische Bewohner zurück. Das historische Stadtzentrum wurde 1992 zum sog. „Denkmalreservat“ erklärt. Museum und verschiedene Gedenkstätten erinnern an das Schicksal der Stadt. 

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