Zum Holocaustgedenktag: “Vergangenheit ist nicht vergangen”
Der „Holocaustgedenktag“ lädt uns ein, der Opfer zu gedenken. Unwillkürlich trägt er unsere Gedanken zu den Ermordeten des jüngsten Massakers an Juden. Der 7. Oktober 2023 „zeigt, dass die Vergangenheit nicht vergangen ist“. Diese Wahrheit kann nicht deutlich genug ausgesprochen werden. Deborah Hartmann, Leiterin der Gedenkstätte Haus der Wannseekonferenz, erinnert uns alle, dass unser Gedenken und seine kulturellen Formen davon herausgefordert sind. Das bedeutet in erster Linie, dass wir Judentum in seinem universalen Wert begreifen und verteidigen müssen, wenn wir es mit Freiheit und Würde ernst meinen. Zugespitzt formuliert: Judentum ist Träger jener Zumutung, die Andersheit, individuelle Selbstbestimmung, Befreiung für jeden bedeutet. Das Gebot Gottes, sich nie ganz dem Gesetz der Welt unterzuordnen, sondern durch diese Anpassungsweigerung immer wieder frei zu sein, ist seit Moses in der Welt des Menschen. Judentum trägt (unter anderem) diese Überzeugung durch die Jahrtausende. So lässt sich besser verstehen, warum Antisemiten immer Verächter von Freiheit und individueller Selbstbestimmung sind, egal, ob sie sich eher rechts oder eher links wähnen. Aktuell zu sehen als Feinde Israels, ob als Mörder vor Ort oder als Sympathisanten der Mörderideologie rings um den Globus. – Das „Nie wieder“ ist widerlegter Wunsch. Es könnte aber trotz Massaker wenigstens Orientierung bleiben, wenn wir der Anfänge wehrten: stellen wir uns gegen jede Form, den Holocaust und seine Opfer in welchem sogenannten „Narrativ“ auch immer aufzurechnen. Heuer feiern wir vierzigjähriges Jubiläum unseres jüdischen Museums. Es ist nun an der Zeit und liegt an uns, um unserer Zukunft Willen es wieder neu zu entdecken und aus ihm den Ort der Erinnerung in diesem Sinne zu machen. Josef Pechtl